CAPRI, Villa Lisis
Die Villa Lysis wurde zwischen 1904 und 1905 auf Veranlassung des französischen Dichters und Schriftstellers Jacques d'Adelswärd-Fersen erbaut, einer umstrittenen und faszinierenden Persönlichkeit, deren Leben von Skandalen und der ständigen Suche nach Schönheit und Transgression geprägt war.
Der 1880 in einer aristokratischen Familie geborene Fersen wurde in Pariser Literatur- und Künstlerkreisen bald für seinen Lebensstil und seine Werke bekannt, die sein Interesse an Erotik und Heidentum widerspiegeln.
Im Jahr 1903 wurde er wegen seiner angeblichen homosexuellen Beziehungen zu jungen Studenten in einen Skandal verwickelt, der ihn ins Exil trieb. Damals wählte er Capri für den Bau seines idealen Wohnsitzes, abseits von den gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit.
Die Villa, die ursprünglich „La Gloriette“ hieß, wurde vom französischen Architekten Edouard Chimot mit dem Ziel entworfen, ein Refugium zu schaffen, das Fersens Leidenschaften und Ästhetik widerspiegelten. Es ist ein perfektes Beispiel für die neoklassizistische Architektur, gemischt mit Jugendstil- und Deco-Elementen, die klassische Elemente mit modernen Innovationen verbinden und ein einzigartiges Ambiente schaffen. Die Fassade ist imposant, mit dorischen Säulen, die einen breiten Säulengang tragen, während das Innere ein Triumph der dekadenten Ästhetik ist, mit großzügigen Räumen, die mit Marmor, Stuck und kostbaren Mosaiken verziert sind.
Sobald man das Gebäude betritt, findet man einen prächtigen Saal vor, in dem Fersen seine Gäste zu Poesie- und Musikabenden empfing.
Der bemerkenswerteste Raum ist die Räucherkammer, in der der Schriftsteller gerne Opium rauchte. Er ist prächtig mit Anspielungen auf die klassische Antike verziert, wie Säulen und vergoldetem Stuck, die das Ideal von Schönheit und Tugend symbolisieren, das der Dichter in seinem Leben und Werk verfolgte.
Hier wurde er tot aufgefunden, möglicherweise durch Selbstmord, nachdem er von der großen Liebe seines Lebens, dem jungen Nino Cesarini, verlassen worden war. Die Ursache war ein tödlicher Cocktail aus Champagner und Kokain.
Nach dem Tod von Fersen im Jahr 1923 wechselte die Villa Lysis mehrmals den Besitzer. Im Laufe der Jahre wurde sie zu einem Denkmal der Ästhetik und einem Symbol der Meinungsfreiheit und verkörpert die Spannungen und Widersprüche einer Epoche, die von tiefgreifenden sozialen und kulturellen Veränderungen geprägt ist.
Ich verabschiede mich mit folgender Kursiosität von Ihnen: Der Name der Villa geht auf ein Werk des Philosophen Platon zurück, in dem Sokrates über das Konzept der Freundschaft zwischen Menschen spricht.