SANKT CHIARA, Kirche
Kehren Sie nun zurück zum Platz des Gesù Nuovo. Nachdem Sie die Fassade der Kirche Sankt Chiara mit ihrem schönen Portikus aus drei Arkaden und das große Rundfenster oben bewundert haben, manchen Sie sich bereit, ihr Inneres zu entdecken. Sie wird als eines des Wunder der Gotik in Neapel betrachtet. Leider haben die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg die üppigen barocken Dekorationen des achtzehnten Jahrhunderts ernsthaft beschädigt und sie wurden beim anschließenden Wiederaufbau entfernt, um die ursprüngliche Struktur aus dem 14. Jahrhundert wieder ans Licht zu bringen.
Der Innenraum ist groß und würdevoll. Er weist die typische Schlichtheit der ersten Franziskanerkirchen auf und ist daher einschiffig mit Seitenkapellen; die Trennwand, die Sie hinter dem Altar sehen, teilt den öffentlichen Bereich vom Nonnenchor ab, der den Klausurschwestern vorbehalten ist.
Sankt Chiara war die bevorzugte Grablege der Könige von Neapel des Hauses Anjou und ist für die überdachten gotischen Grabmäler berühmt, die sich hier befinden und teilweise intakt geblieben sind. Das großartigste ist zweifellos das von Robert von Anjou, das hinter dem Hauptaltar so eine Art Panorama-Kulisse der Kirche darstellt. Es wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts von toskanischen Künstlern geschaffen und ist eine der größten Grabanlagen im Stil der gotischen Bildhauerei in Italien.
Auf beiden Seiten können Sie weitere Gräber aus der gleichen Zeit bewundern, die ebenfalls das Werk toskanischer Meister sind. Auf der linken Seite befindet sich das Grab von Maria von Durazzo und rechts ein Stück weiter die beiden Gräber von Karl von Kalabrien und Maria von Valois. Eine regelrechte Parade der Bildhauerei des dreizehnten Jahrhunderts!
Überreste weiterer Gräber aus dem vierzehnten Jahrhundert finden Sie in den Kapellen auf der rechten Seite, während in der vorletzten links ein schöner griechischer Sarkophag aus dem dritten Jahrhundert vor Christus zu sehen ist.
Nun gehen Sie zur rechten Hinterseite der Kirche. Von dort gehen Sie zunächst in die Sakristei und betreten dann durch ein schönes Marmorportal den Nonnenchor, den Gottesdienstraum, der den Franziskanerinnen vorbehalten ist. In diesem feierlichen Saal aus dem vierzehnten Jahrhundert können Sie den Grabstein von König Robert und einige Fragmente der Fresken sehen, die von einer Dekoration Giottos und seiner Schüler geblieben sind. Leider ist nicht mehr viel von übriggeblieben.
NEBENBEI: Als die Kirche fertiggestellt worden war, fragte König Robert von Anjou seinen Sohn Karl, was er davon hielte. Die Antwort Karls: „Sie sieht aus wie ein großer Stall mit Futterkrippen an den Seiten.“ Selbst königliche Entscheidungen werden manchmal in Frage gestellt!
Hiermit endet die Besichtigung des Klosters und der Kirche Sankt Chiara in Neapel. MyWoWo bedankt sich bei Ihnen und erwartet Sie bald wieder an einem weiteren Wunder der Welt!