SPACCANAPOLI, Sankt Biagio Dei Librai
Nun setzen Sie Ihren Spaziergang entlang der „Spaccanapoli“ fort und gehen in Richtung des kleinen Nilo-Platzes. Auf diesem malerischen Plätzchen befindet sich die hellenistische Statue des ägyptischen Flusses, nach dem es benannt ist. Um beim archäologischen Thema zu bleiben, können Sie den Rest einer schönen griechisch-römischen Säule sehen, der sich auf der linken Seite der nahen Kirche von Sankt Maria Assunta dei Pignatelli befindet. Sie wurde von der Familie Pignatelli im 15. Jahrhundert als ihre Palastkapelle erbaut.
Die befinden sich hier nämlich in dem alten Stadtgebiet, wo sich die Residenzen der Adelsfamilien konzentrierten und viele der Kirchen und Kapellen, die hier stehen, sind mit jenen Familien verbunden. In der Kirche Sankt Angelo a Nilo aus dem vierzehnten Jahrhundert, zum Beispiel, finden Sie die Gräber der Mitglieder der Familie Brancaccio, vor allem aber das monumentale Grabmal des Kardinals Rinaldo Brancaccio, das in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Stellen Sie sich vor, die Teile dieses Marmor-Mausoleums wurden in der Toskana gemeißelt, dann in Pisa auf ein Schiff geladen und in Neapel wieder zusammengesetzt. Achten Sie besonders auf das mittlere Basrelief von Mariä Himmelfahrt: Es ist ein Werk des großen Donatello!
An dieser Stelle wird „Spaccanapoli“ die Sankt-Biagio-dei-Librai-Straße.
Einer der „Librai“, also der Buchhändler, die hier ihre Läden hatten, war der Vater des Philosophen und Historikers Giovanni Battista Vico aus dem achtzehnten Jahrhundert. Wenn Sie heute an den Reihen der kleinen Geschäfte und Stände vorübergehen, finden Sie alles Mögliche: von Talismanen bis hin zu Glücksbringern in Form von kleinen roten Hörnern und sogar Zaubertränken! Unter den Adelspalästen empfehle ich Ihnen den Carafa-di-Maddaloni-Palast aus dem fünfzehnten Jahrhundert, wo Sie eine außergewöhnliche architektonische Mischung aus Spätgotik und Renaissance-Stil genießen können.
Gegenüber jenem Palast steht die Kirche Sankt Nicola a Nilo, die ursprünglich zu einem Kloster gehörte. Dann kommen Sie an der Kirche von Sankt Philippus und Jakobus vorbei, deren Fassade in Bezug auf die Straße leicht nach hinten versetzt ist, und schließlich erreichen Sie den Monte-di-Pietà-Palast, den Palast der Pfandleihe.
Keine Sorge, ich will Sie nicht überreden, Ihre Armbanduhr zu verpfänden! Ich wollte nur vorschlagen, dass Sie den Hof betreten, um dort die Kapelle sehen zu können, die ein Meisterwerk der Architektur und Dekoration aus dem späten 16. Jahrhundert ist. An der Fassade können Sie hingegen zwei schöne Skulpturen von Pietro Bernini sehen, dem Vater und Lehrmeister des berühmten barocken Bildhauers Gian Lorenzo, der in Neapel geboren wurde und im 17. Jahrhundert in Rom Furore gemacht hat.
NEBENBEI: In der Nummer 81 der San-Biagio-dei-Librai-Straße finden Sie eine ganz besondere Werkstadt, das „Ospedale delle Bambole“, also das „Krankenhaus der Puppen“: Hier werden Puppen und Spielzeuge aller Art repariert und es existiert seit der Mitte des 19. Jahrhunderts!