BORGHESE-GALERIE, Bernini

Audio-Guide Länge: 3.27
Deutsch Sprache: Deutsch
Autor: STEFANO ZUFFI E DAVIDE TORTORELLA


Die Hauptfigur der Säle im Erdgeschoss ist Gian Lorenzo Bernini, der bedeutendste Bildhauer und Architekt des barocken Roms. Seine Begabung als Bildhauer kam zum Vorschein, als er kaum mehr als ein Halbwüchsiger war: Nachdem er gezeigt hatte, dass er die antike Skulptur auf unvergleichliche Weise zu imitieren wusste und auch mit den Porträts meisterhaft zurechtkam, schuf er zwischen 1621 und 1624 einen ehrgeizigen Zyklus von Skulpturen für den wählerischen Fürst Scipione Borghese, der ein leidenschaftlicher Sammler der Kunstwerke von Caravaggio war. Diese vier großen Marmorgruppen, die für ein gebildetes und anspruchsvolles Publikum von Kennern bestimmt waren, verzeichneten einen unglaublichen Erfolg und setzten sich unverzüglich als unübertreffliches Vorbild der barocken Bildhauerei durch. Heute können Sie sie in der Mitte der entsprechenden Säle bewundern, die von Statuen und Gemälden aus verschiedenen Zeitaltern umgeben sind.

Denken Sie immer daran, jede einzelne Gruppe zu umgehen, um sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.

Das erste Werk stellt eine Szene dar, die in dem Epos Aeneis von Vergil erzählt wird: Aeneas flüchtet mit seinem Vater Anchises auf den Schultern und gefolgt von seinem Sohn Ascanius aus Troja. Die umfassende Figurengruppe wurde von dem jungen Talent in Zusammenarbeit mit seinem Vater Pietro Bernini realisiert: die anderen drei Werke sind hingegen nur Gian Lorenzo zuzuschreiben.

 

In der zweiten Gruppe, Der Raub der Proserpina, bemüht sich der Gott der Unterwelt Pluton, in Begleitung des dreiköpfigen Hundes, das schöne Mädchen, das sich aus seinen Armen zu befreien versucht, festzuhalten. Beachten Sie, auf welch effektvolle Weise sich die Finger des Gottes in die weichen Schenkel und die Hüfte des Mädchens hinein drücken!

 

Gehen Sie nun zum dritten Werk über, dem David, der zum Steinschleudern ansetzt. Es wurde als ein Selbstporträt entworfen und stellt einen muskulösen Jüngling voller Energie dar, dessen Gesicht die Kraftanstrengung zum Ausdruck bringt, die ihn das Spannen der Steinschleuder kostet.

 

Die letzte Skulpturengruppe, die ich Ihnen zeigen werde, ist die von Apoll und Daphne. In diesem Werk von außergewöhnlicher Meisterhaftigkeit „übersetzt“ Bernini buchstäblich die Verse des lateinischen Dichters Ovid und erzählt Ihnen die Geschichte der Nymphe Daphne, die vom Gott Apoll, der sie unerwidert liebt, verfolgt wird: In dem Moment, in dem er sie erreicht, verwandelt sich Daphne in einen Lorbeerbaum. Indem er selbst die Vorbilder der klassischen Bildhauerei übertrifft, ahmt der Künstler jede Oberfläche nach: die Haare, die sich in Laub verwandeln, das weiche Fleisch, das von der rauen Baumrinde umwickelt ist, die Finger, die zu dünnen Lorbeerblättern werden.

 

NEBENBEI: Nachdem er die Büste von Scipione Borghese vollendet hatte, die Sie hier in der Galleria Borghese bewundert haben, stellte Bernini fest, dass der Marmor einen Fehler hatte, eine dunkle Ader auf der Stirn der Figur. Und wissen Sie, was er dann tat? Er meißelte sie ein zweites Mal!

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