BORGHESE-GALERIE, Tiziano-Heilige Liebe Und Profane Liebe_Saal 20
Dieses Gemälde wurde bei dem Künstler für die Hochzeit zwischen Niccolò Aurelio und Laura Bagarotto in Auftrag gegeben, die im Frühjahr 1514 stattfand.
Wenn man sich das Flachrelief des antiken Marmorsarkophags, der in einen Brunnen verwandelt wurde, genau ansieht, kann man die Wappen der beiden Familien erkennen, die direkt über dem Loch, aus dem das Wasser austritt, und auf dem Boden der Silberplatte in der Nähe der Hand des Mädchens auf der rechten Seite abgebildet sind.
Schon der Titel dieses herrlichen Werks von Tizian, Amor Sacro e Amor Profano (Heilige Liebe und profane Liebe), macht deutlich, dass das zugrunde liegende Thema die doppelte Natur der Liebe ist, die sowohl fast spirituelles Gefühl als auch körperliche Leidenschaft umfasst.
Wenn man sich das Gemälde genau ansieht, erkennt man, dass der Dualismus, das Vorhandensein von kontrastierenden und doch komplementären Elementen, sein Schlüsselelement darstellt.
Sehen Sie sich zum Beispiel den Hintergrund an: Rechts wird die Seenlandschaft vom Licht des Sonnenuntergangs erhellt, während links das Schloss und der Hügel vom Schein der Morgendämmerung durchdrungen sind.
Noch auffälliger ist der Kontrast zwischen den Gewändern der beiden Jungfrauen, die auf den gegenüberliegenden Seiten des Brunnens sitzen und zwischen denen wir einen geflügelten Putto sehen, der wahrscheinlich Amor oder die Liebe darstellt. Schauen Sie sich das Gesicht und die Haare der beiden genau an und Sie werden feststellen, dass es sich um dieselbe Person handelt.
Links trägt sie ein weißes Kleid, möglicherweise ein Hochzeitskleid, reich verziert, mit einem goldenen Gürtel, Puffärmeln, weitem Ausschnitt und eleganten Handschuhen. Auf der rechten Seite ist sie nackt und trägt nur ein Tuch, das sie gerade so um die Hüften bedeckt, und einen großen roten Umhang.
Das Mädchen auf der linken Seite symbolisiert die keusche und reine Liebe der Braut, wie sie in der Öffentlichkeit erscheinen sollte, das zweite steht für die Leidenschaft, die Verführung, die Liebe, wie sie im Privaten erlebt werden sollte.
Ich möchte auf zwei weitere wichtige Elemente hinweisen. Links vom Ellbogen der Braut sind zwei weiße Hasen zu sehen, ein Vorzeichen für zahlreiche Nachkommen.
Auf dem Brunnen sind jedoch auch zwei mythologische Szenen zu sehen, die die Leidenschaft zum Thema haben. Auf der rechten Seite geht es um die Tötung von Adonis durch den Gott Ares, während Venus verzweifelt zusieht. Auf der linken Seite hingegen erinnert die Szene an die Vergewaltigung der Proserpina, die von dem Gott Pluto entführt wird, der sie zu seiner Braut machen will.
Ich verabschiede mich mit folgender Kuriosität von Ihnen: Tizian wurde durch seine Werke so reich, dass er sein Kapital auch als Unternehmer im Holzhandel investieren konnte.