PETERSDOM, Fassade
Zwischen dem Obelisken und den Brunnen finden Sie auf dem Pflaster des Platzes einen Stein, der den Punkt markiert, von wo man beim Betrachten der Kolonnade scheinbar nur eine einzige Reihe von Spalten sieht, anstatt vier.
Der Platz begrüßt Sie wie mit einer großen, steinernen Umarmung: Sein Wert kommt vor allem dann in vollem Umfang zum Ausdruck, wenn er wegen einer vom Papst zelebrierten Messe oder anderer liturgischer Momente von Menschen überfüllt ist. Er bietet dann immer ein ergreifendes Szenario. Die allerhöchste Spannung wird während der „Konklave“ erreicht, während der feierlichen Wahl des Papstes. Die Kardinäle werden in der Sixtinischen Kapelle „eingeschlossen“ (in Latein heißt Schlüssel „Clavis“, deshalb wird sie „Konklave“ genannt) und dort müssen sie zweimal am Tag abstimmen. Unmittelbar nach dem Lesen und Auszählen werden die Stimmzettel in einem Ofen verbrannt und dann raucht der Schornstein auf dem Dach der Kapelle. Wenn die Wahl nicht zur erforderliche Mehrheit geführt hat, wird feuchtes Stroh beigegeben, damit der Rauch schwarz wird; sonst ist der Rauch weiß. Die wartende Menge auf dem Platz blickt ungeduldig auf den Schornstein. Nach der Wahl präsentiert sich der neue Papst am Balkon der Segnungen in der Mitte der Fassade der Basilika, aber traditionell geht diesem die offizielle Ankündigung voraus: „Nuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam“, „Ich verkündige euch die gute Nachricht von großer Freude, wir haben einen Papst!“
Der große viereckige Kirchplatz, auf dem Sie nun vor der Basilika stehen, wurde von Bernini entworfen, um den Eingang noch spektakulärer zu machen. Die großen Statuen aus dem neunzehnten Jahrhundert, die Sie an den Seiten sehen, stellen Sankt Petrus und Sankt Paulus dar: Man kann sie ganz einfach erkennen, denn Petrus hat den Schlüssel und Paulus das Schwert.
Die Fassade mit den strengen Kolonnaden und mit dem leicht vorstehenden Zentralkörper wurde 1626 eingeweiht. Und mit der Fassade wurde die Konstruktion der immensen „Fabrik des Petersdoms“ abgeschlossen, genau 120 Jahre nachdem der Architekt Bramante den Grundstein gelegt hatte.
Damit der Blick auf die Kuppel von Michelangelo nicht versperrt wird, hat die Fassade eine eher horizontale als vertikale Auisrichtung: Sie ist 116 Meter breit, aber weniger als die Hälfte hoch, nämlich nur 45Meter.
Unter dem breiten Portikus öffnen sich fünf Portale: An dem mittleren sind die bronzenen Türflügel von Filarete erhalten geblieben, die in der Mitte des 15. Jahrhunderts für die alte Basilika Konstantins realisiert wurden; die anderen Türen sind Werke italienischer Bildhauer des 20. Jahrhunderts.
NEBENBEI: Am Geländer der Attika der Basilika befinden sich dreizehn Statuen: In der Mitte steht Christus, der Erlöser, dann Johannes der Täufer und elf Apostel. Der einzige, der fehlt, ist der Heilige Petrus, denn seine Statue steht auf dem Platz, mitsamt dem Schlüssel!