SABAUDA-GALERIE, Fünfzehntes Jahrhundert
Sie befinden sich nun in den weißen und hellen Räumen der neuen Galleria Sabauda.
Ein Blick auf die Uhr: Für den Besuch des Museums sollten Sie mindestens eineinhalb Stunden einplanen.
Im Wesentlichen ist das Museum in vier Teile gegliedert und vielleicht werden Sie ein wenig Mühe haben, sich zwischen den Treppen und den verschiedenen Etagen zu orientieren, auch deshalb, weil häufig in den Sälen Wechselausstellungen organisiert werden. Derzeit ist die Galerie in chronologischer Reihenfolge der Werke organisiert und sicher werden auch Sie den innovativen Aufbau schätzen, der darin besteht, dass sie von Saal zu Saal von den Gesichtern der wichtigsten Künstler begleitet werden, die Ihnen nützliche und zusammenfassende Informationen liefern.
Wenn Sie rechts eintreten, treffen Sie schon in den ersten Sälen auf einige der wertvollsten Schmuckstücke des Museums, mit italienischen und flämischen Meisterwerken aus dem 15. Jahrhundert. Ich empfehle Ihnen vor allem die vergleichende Betrachtung von einem Paar von Werken: Die Madonna mit Kind von Fra Angelico und daneben die Stigmatisierung des Heiligen Franziskus, mit dem der große flämische Meister Jan Van Eyck Sie in eine von Streiflicht beleuchtete Felslandschaft entführt.
In den anschließenden Sälen können Sie viele Tafelbilder auf Goldgrund im spätgotischen Stil sehen; ich empfehle Ihnen vor allem die Werke der toskanischen Meister, unter denen hinsichtlich der Größe und der außergewöhnlich feinen Qualität der Ausführung der Tobias und der Engel Raphael der Brüder Antonio und Piero del Pollaiolo aus Florenz hervorsticht. Die gleiche Szene wurde auch von einem anderen toskanischen Maler des 15. Jahrhunderts gemalt: Filippino Lippi. Sie müssen nämlich wissen, dass die florentinischen Kaufleute und Bankiers für die Auslandsreisen ihrer Kinder den Engel Raphael um Schutz anflehten. Und verpassen Sie nicht die Heilige Familie, eine ganz besonders faszinierende Komposition von Andrea Mantegna, die in einem eigens dafür vorgesehenen Raum untergebracht ist.
NEBENBEI: Wissen Sie, warum die flämischen Gemälde des 15. Jahrhunderts häufig heller und strahlender erscheinen, als diejenigen der anderen Schulen? Das liegt an der Art und Weise, wie die Farben erhalten wurden; sie wurden nämlich mit Leinöl verdünnt, was sie im Vergleich zu Tempera oder Fresko fließend und transparent machte. Die Technik der „Ölmalerei“ war lange Zeit ein streng gehütetes Geheimnis der flämischen Maler und verbreitete sich erst nach der Mitte des 15. Jahrhunderts im übrigen Europa.