NATIONALMUSEUM FÜR WESTLICHE KUNST, Die Zigeunerin (Courbet)
Gustave Courbet war einer der größten Maler des 19. Jahrhunderts und gehörte zu denjenigen, die die Kultur seiner Zeit am nachhaltigsten beeinflusst haben. Der französische Künstler war in der Tat der Hauptvertreter des Realismus in der bildenden Kunst und derjenige, der den Begriff Realismus selbst geprägt hat.
Der 1819 geborene und 1877 verstorbene Courbet inspirierte nicht nur Maler wie Édouard Manet und Cézanne, sondern auch Schriftsteller, Dichter und Dramatiker. In der Tat war er der erste, der in Landschaften, Porträts, Szenen historischer Ereignisse oder Akten die Realität darstellte, ohne etwas zu verbergen. Oft wählte er einfache und arme Leute, um ihre Lebensbedingungen hervorzuheben.
Courbets Gemälde erreichen ihre Aussagekraft durch die Spontaneität der dargestellten Themen und Handlungen, wie Sie in dem Werk Die Zigeunerin sehen können. Als er dieses Werk 1886 schuf, war er bereits ein anerkannter Maler.
Der nach unten gerichtete Blick der jungen Zigeunerin und die Art und Weise wie sie ihr Haar berührt − gerade so als ob es zu schwer wäre − lassen erkennen, dass das Mädchen nicht posiert, wie es normalerweise bei Porträts der Fall war. Vielmehr vermittelt es den Eindruck, dass der Maler sie gemalt hat, während er ihr nachspionierte, ohne dabei ihre Sinnlichkeit zu vernachlässigen, die in ihren fast freiliegenden Brüsten zum Ausdruck kommt.
Schalten Sie jetzt auf Pause und bewundern Sie das berühmte 1858 geschaffene Gemälde Die schlafende Nackte.
Auch hier wird die nackte, nur von einem Laken bedecke Frau im Schlaf gemalt, als würde Courbet heimlich in ihr Schlafzimmer schauen. Neben den realistischen Details galten seine Bilder besonders wegen dieser Eigenart als skandalös.
In diesem Raum sind zwei weitere Werke von Courbet zu sehen. Das Pferd im Stall aus dem Jahre 1873 stellt nicht nur das Tier, sondern auch den bescheidenen Stallburschen dar und unterstreicht, dass dies die Lieblingsthemen des französischen Malers waren. Die Wellen, die um 1869 auf dem Ärmelkanal gemalt wurden, sind Gegenstand zahlreicher Werke von Courbet. Achten Sie auf die Virtuosität des Künstlers in der Authentizität der enormen Wellen, die aufsteigen und an den Klippen zerbersten.
Und noch eine Kuriosität: Wenn Sie Courbets Bilder aus der Nähe betrachten, werden Sie feststellen, dass sie an einigen Stellen sehr dick sind. Tatsächlich trug der Künstler die Farbe statt mit dem Pinsel oft mit einem Spachtel auf, eine Technik, die später von einigen Impressionisten übernommen wurde.