PRADO, Las Meninas - D. Velazquez
Sie sind nun beim Helden Ihres Besuches angekommen, beim hohen Diego Velázquez, dem größten Maler des 17. Jahrhunderts und möglicherweise der gesamten spanischen Kunst. Im Museum sind seine Bilder in der Mitte der ersten Etage und sie sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet. Die Bilder erzählen seine ganze Biographie: die Anfänge in Sevilla, die Leidenschaft für den Realismus von Caravaggio, den Umzug nach Madrid, die erste Reise nach Italien und die grenzenlose Bewunderung für Tizian, die Tätigkeit für König Philipp IV. und seine Familie, die zweite Reise nach Rom und die späteren reifen Werke für den Hof von Madrid.
Herausragend unter all den Arbeiten ist Las Meninas, das kostbarste Kleinod des Prado. Dieses Meisterwerk stammt aus der letzten Phase der Karriere von Velasquez, als er nach seiner zweiten Reise nach Italien als Hofmaler nach Madrid zurückgekehrt war.
Die Szene spielt sich in einem Flügel des Königspalastes ab, den König Philip IV. dem Maler als Atelier zur Verfügung gestellt hatte. Es zeigt die Hoffräulein zusammen mit der Infantin Margarita in einem Saal des Königspalasts, dessen Verzierungen Velázques wiedergibt. Das kleine, fünfjährige Mädchen ist wie eine Puppe herausgeputzt und stellt eindeutig das Zentrum und den Motor der Szene dar.
Die Zusammensetzung ist scheinbar einfach: ein Hofportrait. Aber ist dem wirklich so? Schauen Sie genau hin: Sehen Sie die Gesichter des Königs und der Königin, die in einem Spiegel auf der Hinterseite des Raumes reflektiert werden? Sie zeigen Ihnen, dass Velázquez uns in ein raffiniertes Spiel hineingenommen hat und Räume und Situationen auf den Kopf stellt. Der König und die Königin sind gleichzeitig Zuschauer und Hauptpersonen der Szene: Die Reflexion im Spiegel setzt ihre Anwesenheit „diesseits“ des Gemäldes voraus, an Ihrer Seite. Eine weitere Vielschichtigkeit besteht in dem Selbstbildnis des Malers auf der linken Seite, der sich hinter einer großen Leinwand hervor lehnt, während er … genau dieses Bild malt, das wir zusammen betrachten!
Alle Personen auf dem großen Gemälde wurden identifiziert. Die Kleinwüchsige auf der rechten Seite hieß Maribarbola (und erinnert uns an die Portraits der Hofnarren, die Velázquez so meisterlich ausgeführt hat), während der Junge namens Nicolas Pertusato gegen die königliche Etikette verstößt und dem gleichgültigen Hund einen Fußtritt verpasst, ein Prachtexemplar eines Pyrenäen-Mastiffs, der im Vordergrund kauert.
NEBENBEI: Auf der Brust von Velázquez ist das Kreuz des Ordens von Santiago gemalt, das ihm eigentlich erst drei Jahre nach der Vollendung des Gemäldes verliehen wurde. Nach der Überlieferung war es der König selbst, der dem Maler auf dem Gemälde das Kreuz auf die Brust malte.