BRITISH MUSEUM, Marmorskulpturen Parthenon Einführung

Audio-Guide Länge: 2.38
Deutsch Sprache: Deutsch
Autor: STEFANO ZUFFI E DAVIDE TORTORELLA


Der rechteckige Saal, in dem Sie sich nun befinden, wurde eigens für die Ausstellung der Gruppe der bedeutendsten und umstrittensten klassischen Statuen des Museums konzipiert: die „Elgin Marbles“, die Statuen und Reliefs, die von Lord Elgin im Jahr 1801 aus dem Parthenon in Athen entnommen wurden.

Damals gehörte Griechenland zum Osmanischen Reich: Lord Elgin war britischer Botschafter in Istanbul und verhandelte geschickt den Kauf von Phidias außergewöhnlichen Skulpturen im Parthenon, die am Ende des 17. Jahrhunderts wegen der Bombardierung durch venezianische Kriegsschiffe beschädigt worden waren. Nach dem Sturz Napoleons wurden die Marmorskulpturen nach London gebracht: Der große Bildhauer Antonio Canova, der für ein Gutachten und eine eventuelle Restaurierung nach England gerufen worden war, weigerte sich, die fehlenden Teile zu ergänzen und rief: „Das ist kein Marmor, das ist Fleisch!“

Alle Dekorationen, die die Außenseite der Mauer des wichtigsten Tempels in Athen schmückten, stammten von Phidias und seiner Werkstatt aus dem späten fünften Jahrhundert vor Christus und waren in perfekter stilistischer Einheit realisiert worden. Hier im Britischen Museum können Sie in zwei Sälen die vollständig wiederhergestellten beiden Giebel sehen, mit vollkommenen Figuren oder in Hochrelief, und im Verbindungsflügel finden Sie die Flachreliefs.

In diesem absoluten Meisterwerk der antiken Kunst hat der große athenische Bildhauer eine neue Art der Darstellung des göttlichen Abbilds und der Sprache der Mythologie erfunden. Wie Sie sehen, waren die Bildhauer wegen der dreieckigen Form des Giebels gezwungen, die Figuren in einem immer kleiner werdenden Bereich zu verteilen, je mehr man sich den Ecken näherte. Trotz dieser Einschränkung gelingt es Phidia eine sehr vielfältige Zusammensetzung zu organisieren, in der die gigantischen Statuen sich in „olympischer“ Natürlichkeit präsentieren und die kräftigen und sanften Akte stellen sich als „klassische Sprachmodelle“ dar, die man im Lichte der Sonne bewundern sollte.

 

NEBENBEI: Griechenland pflegt schon seit jeher „eisige Beziehungen“ zum britischen Staat wegen dieser Marmorskulpturen. Von Zeit zu Zeit werden rechtliche Schritte eingeleitet, um die Rückführung der Skulpturen zu fordern und im Akropolis-Museum in Athen, das vor kurzem renoviert wurde, wurde demonstrativ ein großer Saal leer gelassen, der darauf wartet, die Statuen und Reliefs von Phidias ausstellen zu können.

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