BRITISH MUSEUM, Stein Von Rosette
Ich erzähle Ihnen nun von einem der berühmtesten archäologischen Fundstücke der Welt, denn es hat die Entzifferung der Hieroglyphen ermöglicht: der berühmte Stein von Rosette.
Er ist eine Stele aus schwarzem Granit, etwas mehr als einen Meter hoch und trägt eine Aufschrift in drei Abschnitten: Der erste ist in ägyptischen Hieroglyphen, der zweite in der Ägyptischen Sprache, die „demotisch“ genannt wird und eine anderen Schreibweise hat, und der dritte in griechischer Sprache.
Die Stele wurde im Jahr 1799 von einem Kapitän aus Napoleons Armee entdeckt, der in Ägypten an Land gegangen war und sie ist nach der Stadt Rosette (heute Rashid) benannt, die sich im Nildelta befindet. Die Entdeckung weckte sofort größtes Interesse, denn man hatte festgestellt, dass die drei verschiedenen Schriften den gleichen Text wiedergaben. Der Text besteht aus einem Dekret, das im Jahr 196 v. Chr. erlassen wurde und zwar anlässlich des ersten Jahrestages der Krönung des Pharaos Ptolemaios V.
Es waren zwei Gelehrte, die sich um die Entzifferung kümmerten: Der eine war der englische Physiker Thomas Young, der die Namen des Herrschers und seiner Gemahlin in den drei verschiedenen Inschriften entdeckte; der andere war der französische Ägyptologe Jean-François Champollion, ein wahres Sprachgenie, dem es gelang, dank seiner Kenntnisse in der koptischen Sprache, einer späteren Form der ägyptischen Sprache, der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Arbeit war lang und beschwerlich, denn, wie Sie sehen, ist der Text auf der Stele nur ein Fragment und nicht einmal sehr lang! Von den Hieroglyphen sind nur 14 Zeilen übriggeblieben; der demotische Teil hat ein wenig mehr; während der griechischen Text an der Unterseite 54 Zeilen hat, von denen nur die ersten 27 vollständig zu sehen sind.
Während Sie diesen mysteriösen Text betrachten, sollten Sie berücksichtigen, dass es sich um einen Gedenkstein handelt. Er verkündet, dass man zu Ehren des Pharaos Ptolemaios V. in allen Tempeln des Reiches eine Statue errichten wird, als Dank für die Steuersenkungen und viele andere Wohltaten für das Land. Und damit das Dekret von allen verstanden werden konnte, wird der Beschluss bekannt gegeben, es in Hieroglyphen (die „Sprache der Götter“, die auf den Denkmälern und für feierliche Anlässe verwendet wurde), Demotisch (die Sprache der Menschen) und Griechisch zu schreiben.
NEBENBEI: Die große Entdeckung von Champollion war die Tatsache, dass jede Hieroglyphe nicht unbedingt ein Wort war. Die hieroglyphische Schrift stellte nicht ausschließlich Objekte oder Konzepte dar, sondern im gleichen Text konnten die einzelnen Zeichen unterschiedliche Funktionen haben: einzelne Buchstaben, Objekte oder Konzepte.