NATIONAL GALLERY, Caravaggio Abendmahl In Emmaus

Audio-Guide Länge: 2.53
Deutsch Sprache: Deutsch
Autor: STEFANO ZUFFI E DAVIDE TORTORELLA


Unter den Meisterwerken des siebzehnten Jahrhunderts in der National Gallery dürfen Sie sich einen Besuch beim Abendmahl in Emmaus von Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, auf keinen Fall entgehen lassen.

Dieses Gemälde aus dem frühen 17. Jahrhundert repräsentiert einen Moment des Übergangs zwischen den frühen Arbeiten, auf denen Karten spielende oder musizierende Kinder dargestellt sind, die manchmal Eros oder Bacchus personifizieren, und jenen aus der Reifezeit des Malers, die von einem herben und obskuren Stil geprägt sind.

Das Bild zeigt eine Episode aus dem Lukas-Evangelium, wo sich Jesus nach der Auferstehung zwei Jüngern offenbart. Während Kleophas und ein Freund nach Emmaus unterwegs sind, einem kleinen Dorf wenige Kilometer außerhalb von Jerusalem, schließt sich ihnen ein unbekannter Pilger an. Kurz danach bricht der Reisende an einer Taverne das Brot während des Abendessens mit einem Segensgebet, genau wie es Christus beim Letzten Abendmahl getan hatte. Durch diese Geste erkennen die beiden ihn als den Retter.

Wie Sie sehen können, wählt Caravaggio genau den Moment des Segensgebets und verewigt die überraschte Reaktion der Anwesenden. Die beiden Tischgenossen trauen ihren Augen nicht: Derjenige auf der rechten Seite streckt seine Arme aus, als ob er den Akt der Kreuzigung nachstellen wollte. Der Linke hingegen, ist von hinten dargestellt und hält sich mit den Händen an den Armlehnen des Stuhls fest, als ob er im Begriff wäre, vor Überraschung aufzustehen. Der Ellbogen des Kleophas und der Arm seines Freundes (der auf der Brust die Jakobsmuschel trägt, das Symbol der Pilger, die nach Santiago de Compostela unterwegs sind) scheinen die Oberfläche der Leinwand zu durchdringen, als ob man den Betrachter in das Wunder hineinziehen wollte. Der einzige, der von diesem Ereignis nichts bemerkt, ist der Wirt, der stehenbleibt und auf Jesus starrt, den Caravaggio bartlos dargestellt hat.

In dem von links eindringenden Licht können Sie mit blendender Klarheit sowohl die Person als auch das prachtvolle Stillleben auf dem Tisch erfassen. Alles sieht so realistisch aus, dass man das Wunder beinahe nicht bemerkt: Der durch das Gesicht des Wirtes geworfene Schatten sollte eigentlich auf das Antlitz Christi fallen, das jedoch strahlend erleuchtet ist.

 

NEBENBEI: Zwischen Fleisch, Krügen und Brotstücken steht ein Obstkorb, der an das berühmtere Stillleben erinnert, das in der Ambrosiana-Bibliothek in Mailand aufbewahrt wird. Auch hier ragt der Korb in einem prekären Gleichgewicht über den Tisch hinaus, als ob eine Berührung von Ihnen ausreichen würde, ihn umkippen zu lassen.

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