NATIONAL GALLERY, Leonardo Felsgrottenmadonna

Audio-Guide Länge: 3.00
Deutsch Sprache: Deutsch
Autor: STEFANO ZUFFI E DAVIDE TORTORELLA


Nun aber werde ich Ihnen von einem der Meisterwerke des großen Genies Leonardo erzählen: von der Felsgrottenmadonna.

Das Gemälde, das Sie hier sehen, ist die zweite Version des gleichen Themas. Die erste aus dem Jahr 1485 können Sie im Louvre in Paris bewundern. Dieses Gemälde hier wurde hingegen im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts begonnen und in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts vollendet. Die Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis der Kirche von Francesco Grande in Mailand hatte es bei Leonardo in Auftrag gegeben. Es wurde gekauft und mehrmals weiterverkauft und dann kam das Werk in den Besitz eines englischen Adligen, des Grafen von Suffolk, der es für 250.000 Franken der National Gallery überließ.

Die Figurengruppe vor Ihnen zeichnet sich in einer Landschaft ab, die von Felsen dominiert ist. Diese öffnen sich im Hintergrund und ziehen den Blick in die Ferne. Die Heilige Jungfrau legt schützend ihren Mantel um Johannes den Täufer. Der Heilige ist kniend in der Anbetung des Jesuskindes begriffen, das ihn segnet, während es von einem Engel sanft mit dem linken Arm am Rücken gestützt wird. Ursprünglich waren sich die beiden Kinder so ähnlich, dass die Gläubigen sie verwechselten. Erst später wurden dem Heiligen Johannes der Stab mit dem Kreuz und die Pergamentrolle mit den Worten: „Siehe, das ist Gottes Lamm“ hinzugefügt, zwei typische Attribute, durch die der Heilige leichter zu erkennen ist.

Im Vergleich zu dem Bild, das im Louvre hängt, hat dieses hier in London eine größere stilistische Klarheit: Die Landschaft ist schärfer dargestellt und ermöglicht dem Auge das tiefere Eindringen in die Felsenhöhle. Versuchen Sie, sich die Tafel in der Kapelle vorzustellen, für die sie gedacht war: Sicherlich schufen die Kerzen, der Rahmen darum herum und die Felsen mit den Figuren, die aus den Schatten hervortreten, einen Effekt, wie in einer geheimnisvollen Höhle, die eine symbolische Anspielung an den Mutterleib ist, in dem das göttliche Wunder stattgefunden hatte.

Für die Gestaltung dieses Themas löst sich Leonardo völlig von jener Vorstellung, nach der üblicherweise die Unbefleckte Empfängnis gemalt wurde und lässt sich von der Legende von der Begegnung zwischen dem heiligen Johannes und dem Jesuskind in der Wüste inspirieren. Normalerweise ist nur die Jungfrau die Protagonistin dieser Art von Gemälden und die Abkehr von der Tradition macht die Szene nur noch mysteriöser.

 

NEBENBEI: Wussten Sie, dass Leonardo auch eine dritte Version der Felsgrottenmadonna gemalt hat? Sie befindet sich in Privatbesitz und wird im Tresor einer Schweizer Bank aufbewahrt. Ihr Wert wird auf 50 Millionen US-Dollar geschätzt.

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