SCUOLA GRANDE DI SAN ROCCO, Saal Des Hotels
Auch wenn die Säle der Scuola di San Rocco ein schönes Beispiel für die Architektur des sechzehnten Jahrhunderts sind, wird Ihr Blick sofort von den Gemälden des Tintoretto an den Wänden und Decken angezogen werden. Der venezianische Maler hier hat in drei verschiedenen Zeiträumen gearbeitet, die sich über 20 Jahre verteilten. Um der chronologischen Reihenfolge der Bilder zu folgen, beginnen Sie in der ersten Etage; dann geht es weiter im anschließenden Saal und schließlich gehen Sie zum Saal im Erdgeschoss hinunter. Auf diese Weise können Sie den Übergang vom deskriptiven Realismus des Beginns zur poetische Vision der letzten Werke verfolgen.
Nun stellen Sie das Gerät auf Pause und gehen in die „Sala dell'Albergo“. Steigen Sie dafür die herrliche Treppe aus dem sechzehnten Jahrhundert hinauf, die mit farbigem Marmor geschmückt ist.
Alles begann im Jahr 1564, als die Scuola Grande di San Rocco einen Wettbewerb für die Dekoration der Empfangssäle mit großen Leinwandgemälden ausschrieb, die der Darstellung der Passion Christi gewidmet waren. Dabei entstanden die drei Werke, die Sie an der Wand am Eingang sehen: Il giudizio di Pilato, Ecce Homo und La salita al Calvario. Seite an Seite bilden die Gemälde fast eine fortlaufende Erzählung und gehören zu den berühmtesten Bildern der Malerei der späten Renaissance. Insbesondere der Christus vor Pilatus fällt einem auf unvergessliche Weise auf. Wie ein Kritiker des 17. Jahrhunderts zu Recht schrieb, scheint die Gestalt Christi nackt vor der wütenden Menge zu stehen, auch wenn sie in ein weißes Gewand gehüllt ist.
An der Rückwand können Sie eine der hervorragendsten Leistungen des Malers bewundern, die immense Kreuzigung, ein fast 60 Quadratmeter großes Gemälde! Es ist der Moment, in dem das Kreuz mühsam aufrecht hochgezogen wird: Christus ist allein, isoliert in einem Lichtkreis, nunmehr weit weg von all den anderen Personen.
NEBENBEI: Wussten Sie, dass Tintoretto die Ausschreibung dank einer List gewonnen hat? Der Wettbewerb sah nämlich vor, dass die Maler innerhalb von zwei Wochen eine Skizze für ein ovales Gemälde vorlegten, die „Gloria di San Rocco“, das an der Decke des Saals vorgesehen war. Tintoretto gelang es jedoch, die genaue Größe der Leinwand herauszufinden und statt einer Skizze legte er der Kommission ein bereits fertiges Gemälde in den gewünschten Abmessungen vor. Die anderen Teilnehmer am Wettbewerb protestierten, aber Tintoretto antwortete, dies sei seine Art und Weise, Skizzen zu machen. Und so erhielt er den Zuschlag für den Auftrag: Heute können Sie das Leinwandgemälde an seinem Platz im Zentrum der Decke sehen!