BRITISH MUSEUM, Marmorskulpturen Parthenon Reliefs
Ich werde Ihnen nun die Außendekoration des Parthenons beschreiben, wobei ich mit den sogenannten „Metopes“, beginne, das sind die Hochreliefs im dorischen Stil, die in dem Fries enthalten sind, der knapp unterhalb der dreieckigen Giebel an der Fassade verlief.
Ursprünglich waren es 92 Hochreliefs gewesen: Hier im Britischen Museum sehen Sie 15 davon. Sie zeigen Szenen mythologischer Gefechte, die den Kampf zwischen der rationalen Ordnung und den dunklen Mächten des Chaos symbolisieren, zwischen der Kontrollfähigkeit des Menschen und seinen primordialen Instinkten. Dieser Konflikt war im Zeitalter des Perikles, dem großen Politiker und General, der den Parthenon hatte bauen und dekorieren lassen, schon überwunden.
Die Gestaltung der Hochreliefs wurden fruer realiziert als die anderen komplexen Skulpturen des Tempels, wie Sie aufgrund ihres eher archaischen Stils schon erraten können. Es ist auch möglich, dass die verschiedenen Arbeiter Schwierigkeiten hatten, sich auf Phidias neue Vorstellungen einzustellen, der nach einer bekannten Passage des griechischen Historikers und Biographen Plutarch, „alles überwachte“.
Ein weiteres interessantes Meisterwerk, das Sie in Kürze sehen werden, ist der Fries in Flachrelief, der knapp unterhalb der Decke an der Außenseite der hinteren Zelle des Parthenons verlief: Er entwickelte sich an allen Seiten über eine Gesamtlänge von etwa 160 Metern und war etwa einen Meter hoch. Das Britische Museum besitzt fast die Hälfte davon.
Die Darstellung zeigt die Prozession, die in Athen anlässlich der Großen Panathenäen organisiert wurde, ein alle vier Jahre gefeiertes Fest in Erinnerung an die Stadtgründung, an dem sich Richter, Gabenüberbringer, Musiker, Ritter und Vertreter der einzelnen Bevölkerungsklassen beteiligten. Die Prozession begann im Keramikviertel und stieg auf zur Akropolis, wobei Opfer gebracht und ein wertvolles Votiv-Gewand hinaufgetragen wurde, das eigens zum Anlass mit Szenen des Mythos von Athena bestickt war.
Der Zug ist in zwei Gruppen unterteilt, die von der Zelle abgehen und sich auf der gegenüberliegenden Seite am Eingang wieder vereinen, wo die Götter des Olymps dargestellt sind, denen das Kleidungsstück übergeben wird.
Auch die wirkliche Prozession endete vor dem Tempel: Die Kunst drückt hier in der Tat im Marmor des sakralen Bauwerks den Stolz der Athener und ihre besondere Beziehung zu den Göttern aus. Der Zug schlängelt sich langsam und feierlich weiter und gipfelt in dem noch nie dagewesenen und überraschenden Bild der Götter, die sich wie gewöhnliche Sterblichen setzen und in ihrer Darstellung die Sicherheit ausstrahlen, dass sie einer überlegenen Zivilisation angehören.
NEBENBEI: In den benachbarten Sälen können Sie auch die Reste der Dekorationen des Grabs des Königs Mausolos in Halikarnassos finden, das im vierten Jahrhundert vor Christus errichtet wurde.
Das Grab gilt als eines der sieben Wunder der antiken Welt und ist der Ursprung des Wortes „Mausoleum“, das ein monumentales Grabmal bezeichnet.